Hermann Wiesler –

Berlin, 1995 (gekürzt)


. . . In ihren Bildern stecken weder Naturganzes noch romantische Kosmologie; sie sprechen in Bruch-Stücken, zeigen Augen-Blick. So machen sie (auch) deutlich, wie ‘Hinter dem allgemeinen Verlagen nach Endspannung und Beruhigung… nur allzu deutlich das Raunen des Wunsches, den Terror ein weiteres Mal zu beginnen’ steckt. ‘Die Antwort darauf lautet: Krieg dem Ganzen, zeugen wir für das Nicht-Darstellbare, aktivieren wir die Differenzen, retten wir die Differenzen, retten wir die Ehre des Namens’ (Jean-Francois Lyotard). Darum wird hier der Bertold Brecht-Satz hinfällig: ‘Was sind das für Zeiten, wo Ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist Weil es ein Schweigen über so viele Untaten einschließt!’ Christine Jackob-Marks setzt den Brecht-Satz nicht außer Kraft, malend überholt sie ihn.

(…)

Die Genauigkeit der Form, das Richtige/das ‘so und nicht anderes’ des Bildes sind gezielte Ergebnis mehrerer aufeinander bezogener selbstständiger Arbeitsschritte, deren Ergebnis das Bild ist.

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Die Malerin verzichtet auf Großformate, arbeitet mit reduzierten Farbgesten, weiß also, wie größenunabhängig Monumentalität ist, kennt – denke ich – die Brecht-Zeilen ‘Daß das weiche Wasser in Bewegung Mit der Zeit den mächtigen Stein besiegt. Du verstehst, das Harte unterliegt.’ Dennoch und durchaus dem entgegen, besteht die Trägerin des Ersten Preises im Mahnmalwettbewerb darauf, das ein Stein des Anstoßes Aufmerksamkeit fordernd jenseits größenwahnsinniger Provokation hingestellt werden soll. ‘Märkische Landschaften’ und Mahnmal-Entwurf haben eine Autorin. Die Weite zwischen beiden Arbeiten ist kaum auszumessen.

Hermann Wiesler

(Professor für Kunstsoziologie und Ästhetik von 1975 bis 1997 an der Berliner Hochschule der Künste, zudem bis 1997 Dozent am Otto-Suhr-Institut der FU Berlin.)

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