Hier ist der Name wirklich Programm. Spontan habe sie den Titel für ihre Ausstellung gewählt, erklärt Christine Jackob-Marks. Das Wort von Heraklit, „Alles ist im Fluss“ bedeute ja nicht nur, dass sich alles ändert, sondern lasse sich auch als Aufforderung lesen, seinen Impulsen wenn nicht aktiv zu folgen, so doch wenigstens nicht entgegenzustehen.

Aufbruch ist das große Thema von Christine Jackob-Marks Malerei. Wendet man sich ihrem Werk der letzten Jahrzehnte zu, stellt man schnell fest, dass der stete Wechsel von Sujet und Ausdrucksform die große Konstante ihrer Arbeit ist. Ob die Motive die Landschaften um Berlin, ihre zweiten Heimat Ibiza, Tiere, Blumen oder gar die Erforschung der kosmischen Weiten waren, bei den Bildern selbst handelt sich stets um Inszenierungen ihres eigenen Erlebens, um die Darstellung emotiver Ideen. Also eigentlich um „Selbstporträts“, wie sie es einmal nannte. Vielleicht könnte man ihr Werk auch als ein malerisches Tagebuch ihres bunten und wechselvollen Lebens deuten – was kommt als nächstes. Immer im Fluss ist die Künstlerin sich darin treu geblieben, in ihrer Arbeit stark auf den spontanen malerischen Ausdruck der eigenen Gefühle zu setzen.

Bei den beiden Großformaten dieser Ausstellung handelt es sich um die Abbruchlandschaft der Lausitz – ein Fallbeispiel für das Zeitalter des Anthropozän. Doch ihre Malerei lässt uns vor allem wissen, dass es bei der Darstellung der Abbruchkanten mit den eminenten Horizontalen um die Außenseite innerer Landschaften geht. Wobei die frei zugeordnete Farbe die theatralische Wirkung noch verstärkt.

In den letzten Jahren erfolgte bei Christine Jackob-Marks deutlich eine Hinwendung zur visuellen Abstraktion und die Künstlerin fand die Freiheit, die Leinwand mit großer malerischer Geste zu füllen. Kraftvoll und energisch erobert sie mit der entschiedenen Bewegung des Pinsels, dem spontanen Farbauftrag die Form für die einst von Kandinsky formulierte Idee, dass nur die Malerei in der Lage ist, in einem Augenblick dem ganzen emotionalen Gehalt eines Werkes Ausdruck zu verleihen.

Mithin ist hier eine lebendige, mitreißende Malerei zu besichtigen, die dem Moment der schöpferischen Inspiration Gestalt gibt. Wir dürfen gespannt sein, was als nächstes aus dem Fluss auftauchen wird.

Ina Weisse

(Autorin)